Sorge um andere
Wenn Sie in Sorge um andere sind, Anzeichen von häuslicher und/ oder sexualisierter Gewalt wahrnehmen, dann schauen Sie nicht weg. Bestärken Sie Betroffene, sich Hilfe und Unterstützung zu holen. Glauben Sie den Betroffenen. Wenn Sie Zeug*in von Gewalt werden rufen Sie die Polizei unter 110, ebenfalls bei Verdacht auf K.O.-Tropfen.
Wer kann betroffen sein?
Meistens findet häusliche und/ oder sexualisierte Gewalt im sozialen Nahraum statt. Freundinnen*, Verwandte, Kolleginnen* können von Gewalt betroffen sein. Deine Nachbarin*. Die frühere Lehrerin* aus Deiner Schule. Wir alle sind umgeben von gewaltbetroffenen Frauen*. Frauen* mit Behinderungen und Beeinträchtigungen sind im Lebensverlauf allen Formen von Gewalt noch häufiger ausgesetzt als andere Frauen*. Für manche Frauen* ist es schwierig, sich aus einer gewalttätigen Beziehung zu lösen. Manche haben die Gewalt in Kindheit und Jugend erlebt und spüren noch immer die Auswirkungen davon.
Woran erkenne ich häusliche Gewalt?
Die Anzeichen für häusliche Gewalt können vielfältig sein.
- Deine Freundin* isoliert sich völlig, seit sie eine neue Beziehung hat.
- Deine Freundin* muss seit Neuestem alles erst mit ihrem/ ihrer Partner*in besprechen. Sie hat offensichtlich Angst, alleine zu entscheiden.
- Deine Freundin* hat immer wieder Verletzungen, die nicht so richtig erklärbar sind.
- Deine Freundin* wird von ihrem/ ihrer Partner*in kontrolliert, bekommt kein Geld, wird vor anderen gedemütigt, klein gehalten.
Woran erkenne ich sexualisierte Gewalt?
Die Anzeichen für sexualisierte Gewalt können vielseitig sein. Oft zeigen sie sich auch in Spätfolgen.
- Deine Freundin* vermeidet auf einmal Orte/ Menschen/ Situationen, will nicht darüber sprechen, hat offensichtlich Angst.
- Deine Freundin* zeigt selbstschädigendes Verhalten (Konsum von Alkohol/ Drogen, Ritzen, Ess-Störungen)
- Deine Freundin* berichtet von Panick-Attacken, Depression, Dissoziation.
- Das Thema Sexualität/ Körperlichkeit ist angstbesetzt, mit einem Tabu belegt.
- Deine Freundin* prostituiert sich, Du hast das Gefühl, dass eine Not dahinter steht.
Durch wen wird Gewalt ausgeübt?
Häusliche und sexualisierte Gewalt wird ausgeübt durch Partner*innen, Familienangehörige, aber auch durch andere Bezugspersonen wie z.B. Arbeitskolleg*innen, Betreuer*innen, Trainer*innen und Andere.
Betroffene stärken
Wichtig ist, Anzeichen für Gewalt wahrzunehmen, Betroffene zu bestärken, sich Hilfe und Unterstützung zu holen. Oft hilft ersteinmal am meisten, den Betroffenen zu glauben.
Das können Sie im Notfall tun
- Falls Sie Zeug*in von häuslicher oder sexualisierter Gewalt werden, rufen Sie sofort die Polizei: Notruf 110. Schreiten Sie nicht alleine ein. Damit bringen Sie möglicherweise sich selbst und Andere in Gefahr.
- Signalisieren Sie den Betroffenen, dass Sie bereit sind zu helfen. Sprechen Sie die Betroffene an. Ermutigen Sie sie, sich Ihnen anzuvertrauen.
- Lassen Sie die Betroffene/n nicht alleine. Unterstützen Sie sie dabei, sich Hilfe zu holen.
- Zeigen Sie Verständnis mit einer solidarischen Haltung.
- Vermitteln Sie, dass Gewalt Unrecht ist und der/ die Täter*in verantwortlich ist für die ausgeübte Gewalt.
- Zeigen Sie Hilfemöglichkeiten auf, ohne die Betroffene zu drängen oder unter Druck zu setzen.
- Respektieren Sie die Entscheidung der gewaltbetroffenen Frau*.
Bei Verdacht auf K.O.-Tropfen
Du befürchtest , dass jemand einer Freund*in unbemerkt K.O.-Tropfen verabreicht hat? Sie hatte einen Filmriss, war bewusstlos, hat nicht mitbekommen, was in den letzten Stunden passiert ist? K.O.-Tropfen sind farblos und in Getränken oder im Essen nicht zu schmecken. Nach 10 bis 20 Minuten setzen Schwindelgefühle und Übelkeit ein. Typisch für diese Tropfen ist, dass die Person sich an nichts mehr erinnert. Bei dem Verdacht auf K.O.-Tropfen kannst Du Dich an die Polizei unter der Notrufnummer 110 wenden oder an den Rettungsdienst unter der Telefonnummer 112. Die Betroffene sollte schnell eine/n Ärzt*in aufsuchen oder in ein Krankenhaus gehen, da die K.O.-Tropfen nur 12-14 Stunden nachweisbar sind. Melde Dich, wenn ihr Unterstützung von uns braucht bei AGIT Frauen*.