One Billion Rising setzt Zeichen gegen Gewalt an Frauen*
Weltweit ist jede dritte Frau* bereits Opfer von Gewalt geworden. Beim weltweiten Aktionstag „One Billion Rising“ setzten in Tübingen rund 450 Menschen mit einer Tanzdemo ein Zeichen gegen Gewalt an Frauen* und Mädchen*.
Gewalt gegen Frauen* beschränkt sich nicht auf Kulturen, Regionen, Länder oder einige Gruppen von Frauen*. Jede dritte Frau* weltweit ist von körperlicher oder von sexualisierter Gewalt betroffen.
Zur körperlichen und sexualisierten Gewalt kommen noch psychische Gewalt, strukturelle Gewalt, ökonomische Gewalt und Femizide dazu.
Der Begriff Femizid kommt aus dem Englischen („Femicide") und wurde 1976 von der Soziologin Diane Russell geprägt. Er bezeichnet die vorsätzliche Tötung von Frauen*, weil sie Frauen* sind.
„Täglich versucht ein Mann* in Deutschland, seine (Ex-)Partnerin* zu töten. Alle zweieinhalb Tage findet in Deutschland ein Femizid statt“, sagte Micha Schöller, Mitarbeiterin in der Anlaufstelle Sexualisierte Gewalt bei Frauen helfen Frauen Tübingen.
Schöller sprach von den Anfängen von One Billion Rising im Jahr 2013 und zitierte die Gründerin des Aktionstages, die Feministin Eve Ensler, die sich zur Lebensaufgabe gemacht hat, „Schmerz in Stärke verwandeln“. Mit der Kampagne rief Ensler Menschen auf der ganzen Welt auf, am 14. Februar auf die Straßen zu gehen und tanzend gegen Gewalt gegen Frauen* zu protestieren. Millionen Menschen folgen seither ihrem Aufruf.
Das Ergebnis der Kampagne ist für Micha Schöller deutlich: „In vielen Ländern führte One Billion Rising dazu, dass das Thema Gewalt gegen Frauen* endlich oder wieder in die Öffentlichkeit kam und Gewaltverbrechen an Frauen* angeprangert und schließlich auch vor Gericht kamen.“
„Rising for justice“, Gerechtigkeit. „Es passiert so oft, dass Täter für Gewalt gegen Frauen* nicht zur Rechenschaft gezogen werden – weltweit, in Deutschland, in Tübingen“, so Schöller in ihren Worten an die Demo-Teilnehmenden. Auch hier zitiert sie die Feministin Eve Ensler: „Man könnte auch sagen, wir leben in einer Welt, in der es eine Milliarde Löcher in der Ozonschicht der weiblichen Gerechtigkeit gibt“.
Eines der großen Löcher sind die vielen Femizide. Allein in Deutschland wurden im Jahr 2020 139 Frauen* getötet. Die Auswertung für 2021 lag zum Aktionstag noch nicht vor, denn Femizide als solche werden nach wie vor kriminalstatistisch nicht erfasst und müssen gesondert ausgewertet werden. Das ist auch eines der Löcher.
Fotos: Frauen helfen Frauen e.V. Tübingen
Meldung vom 23.02.2022